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Dienstag 26.11.13
20:00 Uhr
Die Große Reihe - Mythos 9 (2)
Da geh ich hin!
Freunde einladen
Abendkasse k.A.
Schüler 7,00 Euro
Beschreibung
In Walter Kempowskis wunderbarem Buch „Ein Kapitel für sich“ gibt es einen, so der Autor, „Menschen namens Leipholz“, der seine Mitgefangenen in Bautzen mit musikhistorischen Vorträgen beglückt: „Er höre immer Mozart, Mozart, Mozart! -: Schubert, der Arme, an den denke keiner. Wer wisse schon, dass der auch bloß 32 Jahre alt geworden ist? (…) Und wer, bitteschön, nehme denn zur Kenntnis, dass auch Schubert neun Sinfonien geschrieben habe, und was für welche! Das sei eine Schweinerei.“ Bei allem Respekt vor dieser rührenden Ehrenrettung Schuberts gegenüber Mozart und Beethoven, zumindest die „Unvollendete“ und die „Große C-Dur“ gehören inzwischen doch zum eisernen Bestand und zählen unbestritten zu den Gipfeln der Sinfonik. Zu heißen Eisen werden Schuberts Sinfonien allerdings, wenn man „alle Neune“ mit den korrekten Nummern versehen will. Lesefehler und philologische Eigenmächtigkeit richteten allerhand Verwirrung an: Die C-Dur-Sinfonie, der wir den „Mythos Neun“ zuschreiben, ist wohl eigentlich die chronologisch achte in Schuberts allzu kurzem Leben, wurde zwischendurch auch als Siebente beziffert und gilt vielen Musikfreunden dennoch als neunte.
Obwohl Beethoven mit seiner mehr als einstündigen neunten Sinfonie 1824 Maßstäbe gesetzt hatte, stieß Schuberts C-Dur-Werk nicht zuletzt wegen seiner vergleichbaren Spieldauer auf Kritik. Robert Schumann nannte das eine „himmlische Länge“ und machte sich für das Werk stark, indem er Schubert zum legitimen Nachfolger Beethovens in der schwergewichtigen Gattung der Sinfonie ernannte. Die späte Uraufführung 1839 verdankt Schuberts „Neunte“ dem unermüdlichen Ferdinand, dem Bruder des längst verstorbenen Komponisten, sowie dem Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy und eben dem begeisterten Robert Schumann. Der nannte in seinem großen Aufsatz viele Aspekte, die das Neuartige und die Verbindung mit der Tradition kennzeichnen: Diese Sinfonie mit ihrem novellistischem Charakter versetze den Hörer in eine vielleicht verwirrende, ganz neue Welt, aber sie trage „den ewigen Jugendkeim“ in sich. Kurzum: Sie sei „ein Werk in anmutsvollster Form“.