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Donnerstag 07.11.24
13:00 Uhr
Gustav Seitz
Gustav Seitz – Figur & Empfindung
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Beschreibung
Gustav Seitz (1906—1969), Nachfolger Edwin Scharffs als Professor für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, zählt zu den ausdrucksstärksten Plastikern der Nachkriegszeit.
Im Zentrum der Arbeiten des Mannheimers und Wahlberliners steht die menschliche Figur. Er zeigt sie mit vielfältigen Empfindungen und erstaunlicher Unmittelbarkeit im Ausdruck, die sich zugleich mit einem ausgeprägten Formwillen paaren. Dieser Formwille motiviert Seitz dazu, seine Figuren, Akte und Porträts im Laufe von über 40 Schaffensjahren mutig zu abstrahieren und zu deformieren, zuzuspitzen und zu verknappen. Trotz dieser sich stringent entwickelten Formensprache verblüfft die elementare Gefühlswelt seiner Akte, die zwischen Versonnenheit und Scheu, innenfrohem Wohlgefühl und schutzlosem Ausgesetztsein changieren.
1965 mit dem Edwin Scharff-Preis, dem Kunstpreis der Freien und Hansestadt Hamburg ausgezeichnet, teilt Seitz mit dem älteren Kollegen nicht nur das Selbstverständnis als figürlicher Bildhauer und das Interesse am weiblichen Akt, sondern huldigt ebenso wie dieser besonders in seinem Spätwerk die Anziehung zwischen Mann und Frau als elementarem Ausdruck von Lebensfreude und -energie. Gustav Seitz, dem sein Denkmal für Käthe Kollwitz am Prenzlauer Berg in Berlin weithin bekannt gemacht hat, vertritt –?eine Generation jünger als Scharff?– gleichwohl eine andere Auffassung darüber, was Plastik thematisieren sollte. Anders als Scharff, dessen Figurenschöpfungen häufig Vertreter eines idealen Menschentums sind, wischt Seitz diese Grundsätzlichkeit auch einmal beiseite: er belässt seinen Figuren ihre je eigene individuelle Physiognomie und Verfassung, zeigt sie freundlich und nahbar in ihren alltäglichen Befindlichkeiten oder hält Momente sinnenfroher Ausgelassenheit fest.
In der Gegenüberstellung mit ausgewählten Plastiken Edwin Scharffs (1887—1955) stellt die Ausstellung zwei unterschiedliche Positionen der Bildhauerei vor und macht deutlich, dass sich die Kunst nach 1945 anderen Themen, Problemstellungen und Werten verschrieb als die Generation, der Scharff angehörte. Gemeinsam mit den Interventionen, die Stefan Wissel (geb. 1960) in der Auseinandersetzung mit Scharffs Werk in der Ständigen Sammlung geschaffen hat und die ebenfalls noch bis Januar 2025 zu sehen sind, ist eine exemplarische Sicht auf verschiedene Konzepte plastischen Schaffens seit Beginn des 20. Jahrhunderts möglich.
Eine Ausstellung des Edwin Scharff Museums in Kooperation mit der Gustav Seitz Stiftung.
Wir danken unserem Leihgeber!