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Sonntag 03.10.21
10: Uhr
Rudi Bodmeier: Traumfrauen
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Beschreibung
Mannequins und Pin-up-Girls sind die bevorzugten Motive des Münchners Rudi Bodmeier. Frauen, die mal knallig daherkommen, auf hohen Hacken, mal selbstbewusst, dann wieder aufreizend, manchmal zurückhaltend und elegant. Doch nicht die Frau als Individuum steht im Zentrum seines Interesses, vielmehr isoliert Bodmeier Versatzstücke stereotyper Weiblichkeit, um sie mit Extremitäten aus der Tier- und Dingwelt neu zu kombinieren und mit drastischer Übertreibung zu skurrilen Mischwesen umzuformen. Den Körpern schlanker Werbemodels verleiht er vollbusige Rundungen, auf die Hälse werden Pferde-, Ziegen- und Insektenköpfe montiert, teils gezeichnet, teils collagiert.
Dabei entstehen hybride Wesen, die nicht selten ein destruktives Bild von Weiblichkeit zeigen, das irritieren und sogar verstören kann. Und Bodmeier gibt seinen Wesen Namen: Die Gräfin von Sessel trifft auf Polizeikommissarin Anna Ameise, Magda Blumenstrauß auf Martha Bulldog und Margarethe Esel.
Oft sind es historische Vorbilder, die der Künstler aufleben lässt: Die als Geliebte Ludwigs I. von Bayern bekannt gewordene Tänzern Lola Montez etwa oder Frauengestalten aus Gemälden Jan van Eycks oder Rogier van der Weydens, aber auch Zeitgenossinnen wie die durch ihre Neuinterpretationen bayrischer Volksmusik bekannt gewordenen Well-Schwestern.
Als Ausgangsmaterial für seine Collagen greift Bodmeier auf gern Werbeblätter, Trachtenkataloge und bebilderte Zeitungen und Zeitschriften zurück. Mit feinem Strich führt er die Konturen eleganter Kostüme, opulenter Brautkleider und volkstümlicher Dirndl nach, um sie dann zu verfremden.
Bodmeier wurde 1961 in München geboren. Mit vier Jahren kam er in ein Heim für Kinder mit geistiger Behinderung. Mit 13 verbrachte er mehr als ein Jahr in der psychiatrischen Abteilung der Heckscherklinik in München und zog anschließend in eine Einrichtung der Stiftung Attl bei Wasserburg. Dort erlernte er den Beruf des Drehers und war in der Metallbearbeitung tätig.
Seine Leidenschaft aber ist das Zeichnen. Die Strichmännchen seiner frühen Jugend entwickelte er bald schon zu bildlichen, collagierten Figuren, wie er sie auch heute arbeitet. Lange arbeitete Bodmeier nur in seiner Freizeit und weitgehend im Verborgenen, da er für seine Werke in den Einrichtungen gerügt, gemobbt und bestraft wurde. Oftmals waren sie willkürlicher Zerstörung ausgesetzt, so dass sich aus der Zeit vor 2005 kaum Arbeiten erhalten haben. In Attl erkannte seine Psychologin sein künstlerisches Talent und stellte 2008 den Kontakt zum Atelier Augustinum in Oberschleißheim her, dem einzigen in Oberbayern, das Menschen mit geistiger Behinderung eine künstlerische Betätigung als Beruf ermöglicht: Ein Wendepunkt in Bodmeiers Leben. Seit seiner Aufnahme arbeitet er hier als Künstler.
Rudi Bodmeier stellt seitdem vielfach aus, u. a. im Museum of Everything, London, der Direct Art Gallery, Düsseldorf, oder der Galerie Art Cru, Berlin. Für die Produktion „Schwanenflug“ des Münchner TamS-Theater schuf er Figurinen. 2020 wurde Rudi Bodmeiers künstlerisches Werk erstmals für den triennal ausgerichteten europäischen Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung "euward8" nominiert. Im Münchner Haus der Kunst werden über den Sommer 2021 seine Werke neben denen der Preisträger und anderen Nominiert ausgestellt.
Im Stadthaus wird ein Querschnitt aus dem reichen Schaffen Rudi Bodmeiers gezeigt.